Das große Sommerinterview – Teil 1
“Meine Lieblingsaufgabe: Möglichkeiten möglich machen”
Sommerinterviews sind beliebt bei hochkarätigen Politiker:innen und potenziellen Kanzlerkandidat:innen und eine gute Gelegenheit, neue Einblicke zu bekommen. Deshalb dachten wir: Warum nicht auch bei uns? Der Sommer ist zwar schon weit fortgeschritten, aber noch nicht vorbei. Im ersten Teil unseres großen Sommerinterviews sprachen wir mit Oliver Scanlan über Jobwechsel im August, Süßkram und warum Urlaub so wichtig ist.
Oliver Scanlan kommt in den Videochat. Ehe wir die erste Frage stellen können, erkundigt sich Oliver:
Seid ihr immer noch im Homeoffice?
Ja, sind wir immer noch. Man gewöhnt sich dran, inzwischen finde ich es sogar gut. Aber am Anfang war es schwierig. Wie ist es bei euch?
Bei uns ist es so, dass wir ein, zwei Tage pro Woche durchrollieren. Ich sehe das Homeoffice nicht als ultimativen Heilsbringer. Die Mischung machts.
Mit Homeoffice bekomme ich zwar eine größere Menge an Arbeitsplätzen auf gleicher Fläche besetzt, aber man verliert Bindungen, Motivation, gerade wenn jemandem das Arbeiten im Homeoffice nicht wirklich liegt.
Dann legen wir los mit unserem Interview. Wir schießen einfach aus der Hüfte.
Manchmal ist die Kunst der Improvisation am ehrlichsten.
Ist der Sommer ein guter Zeitpunkt, an einen Jobwechsel zu denken?
Ja, weil durch die Urlaubszeit, meist August und September, ein kleines Sommerloch entsteht. Da ist es ein bisschen ruhiger, weil nicht so viele Anrufe kommen. Dieses Jahr eher nicht, in normalen Jahr geben wir von November bis Mai Vollgas. Wenn man sich in Ruhe und gründlich einarbeiten möchte, ist der Sommer die bessere Zeit zu wechseln.
Man hat mehr Zeit sich einzuarbeiten?
Ja, und es gibt Kolleg:innen, die Zeit für einen haben, damit sich die neuen Mitarbeiter:innen zurechtfinden. Aber letztendlich bekommen wir das auch so hin – wenn es nicht gerade Februar ist, was der ungünstigste Zeitpunkt ist.
Manchmal ist die Kunst der Improvisation am ehrlichsten.
Wie funktioniert das Onboarding? Gibt es ein spezielles Programm?
Naja, ich müsste jetzt eigentlich mit Ja antworten. Aber: Die neuen Mitarbeiter bekommen jemanden an die Seite, der sie begleitet. Idealerweise sitzt die Person genau gegenüber. Dann wird der Sitzplan so erstellt, dass auf kurzem Weg Rücksprache gehalten werden kann. Wir haben unsere Prozesse dokumentiert, da kann man alles nachlesen. Ich denke, die neuen Mitarbeiter:innen werden ganz gut abgeholt. Zumindest geben sie schnell Vollgas (lacht).
Ich komme noch einmal auf das Thema Sommer zurück. Was macht ihr, damit die Mitarbeiter einen kühlen Kopf bewahren?
Dass wir klimatisierte Räume haben, selbstverständlich. Getränke gibt’s frei, Kaffee ebenfalls, Süßkram…
Süßkram?
Wenn meine Frau bei der Metro war, dann werden die Schalen aufgefüllt. Gefühlt verdampfen die innerhalb kürzester Zeit.
Gibt es Lieblingsaufgaben in deinem Bereich?
Nun, meine Lieblingsaufgabe ist es Möglichkeiten möglich zu machen. Dinge, die aussichtslos scheinen umzusetzen. Ich mag die Herausforderung. Etwas voranbringen, Dinge gestalten und organisieren. Das hat aber weniger mit Steuerberatung, sondern eher mit Unternehmertum zu tun. Ich bin der kreisende Kopf, der oben darüber wacht, dass alles funktioniert. Steuer ist natürlich auch ein großes Thema, wir haben sehr viel internationale Unternehmen, das macht Spaß – Unternehmenszusammenschlüsse, Verkäufe oder Ähnliches. Strukturen aufzubauen, die gut sind, macht auch Spaß.
Ich bin derjenige, der die Initialzündung gibt, und das Team realisiert dann die verrückten Ideen, die ich habe. Letztendlich ist das aber ein Merkmal in unserer Kanzlei: Es gibt ein großes Ganzes. Es gibt nicht den Steuerberater, der von oben herab alles macht, was wichtig ist, sondern die Mitarbeiter erarbeiten das alles selbstständig. Und wenn sie an Grenzen kommen, werden sie behutsam über die Grenzen geführt und überwinden sie selbst.
Vielleicht noch eine letzte Frage: Hast du schon Urlaub genommen oder wirst du noch…?
Das schlimmste Thema, ich bin schon megafrustriert. Alle Sachen, ob Kanzleievent im Winter, die Wiesn, Segeln, Skifahren, der Pfingsturlaub und Sommerurlaub, abgesagt. Wir haben Arbeit bis da (zeigt auf seine Schädeldecke).
Kreativität kommt nicht durch Überarbeiten.
Keine Zeit für Lieblingsbeschäftigungen?
Nein, das ist es nicht. Urlaub ist die Zeit, wenn man runterkommt. Wenn du acht Stunden auf dem Segelboot stehst und aufs Wasser schaust, dem Wind und den Wellen nachsinnierst, dann kommen dir plötzlich die Ideen: Warum machst du das nicht einfach so? Das sind dann auch meistens die Triebfedern, die das Unternehmen entwickelt haben. Das fehlt.
Momentan fühlt es sich eher an wie im Hamsterrad. Kreativität kommt nicht durch Überarbeiten. Wenn man keine Zeit zum Nachdenken hat, um Dinge einfach mal sacken zu lassen, dann kommt da nix Neues und das ist schade.
Da sagst du etwas sehr Wahres. Man braucht auch Freizeit.
Aber jetzt haben wir zumindest schon unseren Winterevent ins Auge gefasst. Jetzt haben die Mitarbeiter:innen selbst schon Sehnsucht. Sie haben schon angefragt, ob wir nicht eine Alternative zu unserem jährlichen Sommerevent veranstalten können. Das kann Kart-Fahren, wandern oder sonst etwas sein. Wir haben schon eine Liste ausgelegt, was wir als Alternative machen können.
Seien Sie gespannt auf den zweiten Teil.
Auch im Sommer Steuer-Fragen?
Wir kümmern uns.